Komponist/Autor:
STEIN, Norbert
Besetzung: alle Instrumente
In 6 Kapiteln bietet FLOW praktische Übungen für das Studium metrischer Zeiteinteilung, die Entwicklung eines metrischen Flusses und seine vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten:
PULS - TAKT - FORM - LEERE - SYMMETRIE – VERBINDUNGEN
Die Übungen behandeln sowohl das prinzipielle Verhältnis von Tönen zu einem zugrundeliegenden Metrum als auch die verschiedenen Gangarten innerhalb eines Metrums sowie die Möglichkeiten, den einzelnen Taktschlag kunstvoll zu unterteilen.
Die Gruppierung eines Pulses führt zum Entstehen unterschiedlicher Taktarten und in zahlreichen Übungen bietet FLOW neben dem gründlichen Erarbeiten eines sicheren Taktgefühls das praktische Erforschen der Möglichkeiten einer polyrhythmischen Strukturierung des melodischen Flusses an.
In unterschiedlichen Taktarten werden die Übungen in eine größere Form gebracht, die Aufmerksamkeit auf den formenden Zeitabstand zwischen den Teilen eines melodischen Bogens gelenkt und am Beispiel einer symmetrischen Weiterentwicklung eines rhythmischen Anfangsmotives wird die Möglichkeit einer in sich zusammenhängenden Formbildung erläutert.
Wie Linien eines offenen improvisierten Flusses in logische Verbindung gebracht werden können zeigt FLOW im abschließenden Kapitel.
Alle Übungen in FLOW sind rhythmisch notiert und bleiben daher als kreative Herausforderung für alle Möglichkeiten einer melodischen Umsetzung offen, sei es durch Skalen, Pattern oder freitonal/atonal.
Als Beispiel für eine mögliche melodische Formgebung der rhythmischen Motive sind Bewegungsgestaltungen notiert; sie dienen der Anregung zur förderlichen Weiterentwicklung der eigenen Tonsprache und musikalischen Fähigkeiten.
Das Material ist anspruchsvoll, schon der Einstieg auf der ersten Seite mit Übungen zu Sechszehntel-offbeats zeigt, dass FLOW nicht unbedingt für Anfänger geeignet ist. Im weiteren Verlauf wird klar, dass es nicht zwingend notwendig ist, das Buch chronologisch von vorn nach hinten durchzuarbeiten – im Gegenteil: Aufgrund der guten Kapitelstruktur lassen sich leicht Schwerpunkte setzen.
Das Kapitel der Überlagerungen ist wirklich gut gemacht, dabei sehr ausführlich und übersichtlich, da kann Mann/Frau eine Menge profitieren und es entstehen sofort eine Menge Übeideen. In diesem Kapitel liegt der Mehrwert des Heftes, ein echtes high-end Kapitel.
Interessant finde ich den konsequenten Ansatz der rhythmischen Betrachtung, ohne sich lange mit Melodik aufzuhalten. Die melodische Umsetzung liegt allein in der Verantwortung des Betrachtenden.
Ab dem Kapitel Form bis zum Ende ist das Heft wieder etwas leichter zu verstehen und die vorgegebenen Ideen geben Denkanstöße für die eigene Kreativität.
Insgesamt eine Empfehlung!